SCHWARZE FRAUEN DIE INSPIRIEREN

Berichte von Schwarzen Frauen aus der Technologiebranche in Brasilien

In der Webserie mit dem Titel „Schwarze Frauen, die inspirieren“ berichten Schwarze Frauen aus der Technologiebranche von ihrem Werdegang. So tragen sie zum Empowerment von Schwarzen Frauen bei. Die Gruppe Meninas Digitais aus der Region Bahia in Brasilien produzierte die Webserie. In dieser Folge, die im Juli 2020 veröffentlicht wurde, berichtet Ana Luísa Dias. Lest hier die Übersetzung von Ana Dias Geschichte:

„Hallo Mädels!
Mein Name ist Ana Dias, ich bin 21 Jahre alt und mache das interdisziplinäre Bachelorstudium für Wissenschaft und Technologie der Bundesuniversität von Bahia. Ich bin Teil des Kollektivs „PyLadies Salvador“ und arbeite als Entwicklerin für mobile Anwendungen.

Heute möchte ich auf Einladung von Meninas Digitais – Bahia über meine Erfahrungen als Schwarze Frau im Bereich Technologie sprechen. Diesen Weg habe ich schon früh eingeschlagen. Meine Entscheidung, in den Bereich Technologie zu gehen, fiel, als ich in der Sekundarstufe meine erste LED-Leuchte zum Blinken brachte. Als ich sah, was mein Code bewirkte, wusste ich: „Ich werde Programmiererin. Das will ich werden und niemand kann mich davon abbringen – ich habe mich entschieden!“

Dann bemerkte ich, dass der Rest der Welt mit meiner Entscheidung nicht unbedingt einverstanden war. Während meines Werdegangs musste ich viele Male Antworten geben wie: „Nein, ich bin in der richtigen Veranstaltung.“ oder „Ja, den Code habe ich selbst programmiert.“ oder „Ja, ich bin mir sicher, dass es das ist, was ich werden möchte.“ oder sogar „Ja, ich weiß, dass ich die Erste bin.“

Viele dieser Herausforderungen und viele dieser Fragen ließen mich deutlich spüren, dass es weniger üblich war als ich gedacht hatte, dass jemand wie ich, Technologie produziert. Dabei ist jede Frau dazu in der Lage und Schwarze Frauen sind in diesem Bereich immer besser integriert. Es ist besonders wichtig, dass wir an den Prozessen beteiligt und nicht nur Konsumentinnen sind. Wir haben das Potential, durch unsere Sichtweisen und unser Wissen viel beizutragen. Wenn wir feststellen: „Das ist es! Das will ich machen.“ hören wir immer wieder eine innere Stimme, die sagt: „Ich bin hier nicht richtig. Ich gehöre hier nicht her.“ „Aber ich weiß, dass ich genau das möchte und nirgendwo anders sein sollte, weil ich hierhergehöre.“ Das ist eine fantastische Entwicklung, denn dann fängt man an, von oben auf die Situation zu schauen.

Was mache ich daraus, wenn ich bemerke, dass ich die einzige Schwarze Frau in diesem Raum bin? Oder daraus, dass es in meinem Bereich und in meinem Umfeld nur wenige Schwarze Frauen gibt? Wie kann ich anderen Frauen den Weg ebnen? Dieser Gedanke ist der Schlüssel, denn unsere Beteiligung ist sehr wichtig. Wenn du neu in einem Bereich bist, nimmst du dich als Schwarze Frau wahr und du entscheidest, „Nein, niemand wird meine Anwesenheit hier infrage stellen. Ich weiß, dass ich hier richtig bin und ich bleibe hier.“ Wenn eine andere Schwarze Frau durch den Hörsaal kommt und dich dort sitzen sieht, oder, wenn sie zum Vorstellungsgespräch in das Unternehmen kommt und sieht, dass du dort arbeitest und Technologie produzierst, dann kann das ihr Leben verändern. Wenn du deinen Weg gehst, im Bewusstsein darüber, wer du bist, wenn du durch nichts und niemanden infrage stellen lässt, dass das dein Platz ist und du hierhergehörst, dann hast du ein immenses Potential, alles was du tust, durch deine Geschichte, deine Erlebnisse und deine Stimme zu prägen.

Es ist wichtig, dass Schwarze Frauen im Technologiesektor präsent sind, und dass sie in alle Instanzen vordringen. Ich möchte Techleads, ECTOs und Programmiererinnen in allen Bereichen und auf allen Ebenen der Technologieproduktion sehen. Deswegen sind Projekte wie Meninas Digitais so wichtig. Sie sind schon früh vor Ort, wenn man an die Uni kommt, und sagen: „Hi Mädels, alles klar? Kommt, lasst uns mal darüber sprechen, warum das etwas für euch ist.“ Mit dieser Kraft und Einheit können wir die Gesellschaft als ganze verbessern. Darum bitte ich euch: Wenn du Zweifel hast, ob du in diesem Bereich richtig bist, ob du hierhergehörst, dann denk an all das, was du schaffen musstest, um so weit zu kommen. Wie viel du lernen musstest, um an den Nationalen Prüfungen in der Sekundarstufe teilzunehmen, um dann in diesen Hörsaal gehen und diese Vorlesung besuchen zu dürfen. Denk an deinem ersten Arbeitstag daran, wie sehr du dich im Studium angestrengt hast, um zu diesem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Denk daran, dass der Fakt, dass du an diesem Platz, als Erste, als Einzige oder schon als Zweite sitzt, die Erfüllung eines Traums ist. Nicht nur deines Traums, sondern des Traums und der Visionen deiner Vorfahren, deiner Eltern und aller Menschen, die dies nicht erreichen konnten. Sie werden hier durch deine Stimme und deine Geschichte repräsentiert.

Mein einziger Tipp für und meine einzige Bitte an euch ist, dass ihr nie vergesst: Es gibt andere Frauen im Technologiesektor und wir werden euch immer unterstützen! Ja? Bis bald!

Die Folge im Original: